Seit einigen Jahren ist in Deutschland eine Debatte über die Resilienz der Lieferketten und der Abhängigkeiten zu einzelnen Staaten entfacht. Angetrieben wurde diese Debatte 2022 maßgeblich vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, der die negativen Folgen der Abhängigkeit zu russischem Öl und Gas für die deutsche Volkswirtschaft schonungslos aufgezeigt hat. Vor dem Krieg galt insbesondere die Abhängigkeit zu China als problematisch, die durch den Krieg ebenfalls in ein neues Licht gerückt ist. Insbesondere die geopolitischen Bestrebungen Chinas in Bezug auf Taiwan gelten als gefährdend. Die aktuelle Zahl des Monats befasst sich daher mit dem bilateralen Handel zwischen Deutschland und China.

Die linke Grafik verdeutlicht den Verlauf des chinesischen Anteils deutscher Exporte und Importe seit 1995. Beide Anteile sind stetig gestiegen. Interessanterweise ist der Importanteil trotz der in diesem Zeitraum geführten Debatte über die deutsche Abhängigkeit zu China im Jahr 2020 sprunghaft gestiegen: Von 10 % im Jahr 2020 auf knapp 13 % 2022. Der chinesische Anteil an deutschen Exporten ist in dieser Zeit hingegen gesunken und beträgt 2022 rund 7 %.

Die Grafiken in der Mitte und rechts geben Aufschluss über die jeweiligen fünf Produktgruppen mit dem höchsten Exportvolumen nach China bzw. dem höchsten Importvolumen aus China. In den Top-5-Exportgütergruppen sind die typischen deutschen Industrie- und Exportschlager wiederzufinden. Die Top-5-Produktgruppen auf der Importseite sind zu einem Teil die klassischen arbeitsintensiven Güter der Bekleidungs- und Möbelbranche sowie der sonstigen verarbeitenden Industrie, zum anderen jedoch ebenfalls Güter der hoch spezialisierten maschinenintensiven Industrie. Die hohen Importe aus der Produktgruppe „Computer, elektronische und optische Produkte“ sowie der elektrischen Ausrüstungen spiegelt die hohe Nachfrage der deutschen Industrie nach hochspezialisierten Vor- und Endprodukten wie Chips oder Solaranlagen.

Bezogen auf die Abhängigkeit Deutschlands zu China lässt sich aus den drei Grafiken schließen, dass die deutsche Abhängigkeit zu China in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und insbesondere seit 2020 noch einmal deutlich gestiegen ist. Vor allem das verarbeitende Gewerbe ist durch den Import von Vorleistungen aus China und die Abnahme von Endprodukten abhängig von China. Die Tendenz in den Daten lässt vermuten, dass diese Abhängigkeit weiter steigt.

Weitere Beiträge der Serie „Zahl des Monats“ finden Sie hier.