Privater Konsum und Region: eine schwächer werdende Bindung?

Unsere Zahl des Monats 12/2023

01.12.2023

Sind die Konsumausgaben privater Haushalte noch regional gebunden? Diese Frage ist für die regionale Entwicklung entscheidend, da die Ausgaben der Haushalte zumindest auf der Bundesebene rund 50 % des Bruttoinlandsproduktes stellen. Sinkt der Anteil regional bereitzustellender Güter, kann es sein, dass es zu einer Entkopplung zwischen der Bevölkerung und ihrer Konsumwünsche kommt.

Um einen Eindruck davon zu bekommen, werden die 47 Konsumverwendungszwecke, nach denen der Konsum der privaten Haushalte auf der Bundesebene in den Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen unterteilt ist, auf drei Kategorien verteilt: 1) regional gebunden, 2) unabhängig von der Region, in der der Haushalt verortet ist und 3) den vorangehenden Kategorien nicht entsprechend.

Der ersten Gruppe wurden z. B. Nahrungsmittel, persönliche Dienstleistungen, Mobilität und Gesundheitsdienstleistungen zugeordnet. Zur zweiten Kategorie gehören u. a. Energieversorgung, Telekommunikationsdienstleistungen und Pauschalreisen. In die Kategorie „Unentschieden“ fallen z. B. die Ausgaben für Bekleidung, die sowohl online bezogen werden, aber auch noch zu einem erheblichen Maße im stationären Handel erworben werden.

Im Ergebnis zeigt sich, dass vor allem die nicht regional gebundenen Konsumverwendungszwecke zulegen können (Abbildung 1). Die Abbildung zeigt auch, dass sich dieser Trend in der Zukunft beschleunigt.
 


 

Was bedeutet das nun? Wie in der Abbildung angedeutet, sind die regional verorteten Konsumverwendungszwecke darauf angewiesen, dass die Personen mobil sind. Anders bei den nicht regional gebundenen – hier müssen aber immer noch die Güter transportiert werden und Netzzugänge werden immer wichtiger. Ferner löst sich eine Bindung: Die Haushalte vor Ort nehmen weiter Einfluss auf die Finanzlage, z. B. über die Besteuerung der Einkommen und damit die Einkommensteuerzuweisungen an die Gemeinden, aber die Gewerbesteuer konzentriert sich eher an Orten. Möglicherweise löst sich die Bindung zwischen der notwendigen Finanzierung der Infrastruktur vor Ort und der dafür notwendigen Finanzmittel.

Nun ist die Lage noch nicht dramatisch, da 63 % des Konsums noch regional gebunden sind (allein schon aufgrund der Wohnungen). Und es können sich sicher unterschiedliche Einschätzungen ergeben, welche Konsumverwendung wirklich gebunden oder ungebunden ist. Das Vorliegende ist demnach nur als eine Schätzung zu verstehen. Aber die Analyse gibt einen Fingerzeig auf eine zukünftige Lage, in der die regionalen Disparitäten größer sind als heute. Das kann der Fall sein, wenn der (Netz-)Infrastrukturerhalt und -ausbau vor Ort und die Finanzierungsmöglichkeiten (weiter) auseinanderlaufen.
 

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