Gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen sicherstellen: Ist Arbeit am Gemeinwohl attraktiv?

Es gibt Dienstleistungen, die als gesellschaftlich notwendig gelten können, etwa in den Bereichen Bildung, Recht und Gesundheit. Sie werden auch in Zukunft immer nachgefragt werden. Werden sie aber auch immer ausreichend angeboten werden können? Schon seit Längerem steigen die Anforderungen an die öffentliche Daseinsvorsorge – nun kommt ein z. T. dramatischer Fachkräftemangel hinzu. Der öffentliche Dienst steht vor einer Verrentungswelle; ebenso die Träger der freien Wohlfahrtspflege und weitere privat wirtschaftende Anbieter. Entstehende Lücken müssen durch Neuanwerbungen gefüllt werden. Jedoch: Schlechte Arbeitsbedingungen und mangelnde Anerkennung stehen häufig im Widerspruch zur hohen Gemeinwohlrelevanz dieser Berufe und Branchen. Der Ausgangspunkt des Forschungsprojekts GenDis ist die Feststellung: Um gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen sicherzustellen, muss Arbeit am Gemeinwohl aus Sicht der Beschäftigten attraktiv sein.

GenDis erforscht die soziale Position, die berufliche Mobilität und die Berufsmotivation von Dienstleistungsbeschäftigten, die öffentliche Güter herstellen. Unter welchen Bedingungen sind Personen im Erwerbsalter auch in Zukunft bereit, sich beruflich für gesellschaftlich notwendigen Dienstleistungen zu engagieren? Forschung hierzu muss regionale Unterschiede im Blick halten: Ausgehend von den Gegebenheiten in der Region Südniedersachsen werden Vergleiche zu anderen Regionen in Deutschland gezogen: Welche Disparitäten be- bzw. entstehen auf regionalen Arbeitsmärkten? Wie ist die aktuelle und erwartbare Versorgungslage mit gesellschaftlich notwendigen Dienstleistungen?

Das Projekt kombiniert quantitative Auswertungen verschiedener Quellen von Mikrodaten mit qualitativen Einzel- und Gruppenbefragungen. Auf Basis komplexer ökonometrischer Modellrechnungen werden Zukunftsszenarien in Abhängigkeit von politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen sowie demografischen Entwicklungen berechnet.

Das Soziologische Forschungsinstitut Göttingen (SOFI) leitet das Projekt, wertet Survey- und Prozessdaten aus und führt qualitative Analysen durch. Wissenschaftliche Kooperationspartner im Projekt sind das BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) und die GWS.

Publikationen
Kauka, M., Krebs, B., Lehweß-Litzmann, R., Maier, T., Reinhold, M., Sonnenburg, A., Thobe, I., Vogel, B., Weißmann, M. & Wolter, M. I. (2024): Fachkräfte für die Daseinsvorsorge – heute hier, morgen weg? Reihe Öffentliche Güter und Sozialer Zusammenhalt | Public Goods and Social Cohesion (Band 5), Nomos, Baden-Baden.
Krebs, B. & Sonnenburg, A. (2023): Platt in der Stadt oder ausgebrannt auf dem flachen Land? – Differenzierbarkeit tätigkeitsunabhängiger Belastungen in regionalen Infrastrukturen gesellschaftlich notwendiger Dienstleistungen. In: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (2023): Arbeit und Gesundheit von Erwerbstätigen in Deutschland: Auswertungen mit der BIBB/BAuA‑Erwerbstätigen­befragung im Fokus. Tagungsdokumentation, Dortmund, S. 35–42. DOI: 10.21934/baua:bericht20230525.
Sonnenburg, A. (2022): Daseinsvorsorge regional geclustert – wie gut sind Deutschlands Regionen aufgestellt? Beitrag zur Fachtagung „Fachkräfte für die Daseinsvorsorge: Große Motivation oder ,Great Resignation‘?“, Göttingen.
Wolter, M. I. (2022): Kommende Herausforderungen der Daseinsvorsorge in Bund und Region. Beitrag zur Fachtagung „Fachkräfte für die Daseinsvorsorge: Große Motivation oder ,Great Resignation‘?“, Göttingen.
Lehweß-Litzmann, R., Vogel, B., Sonnenburg, A., Thobe, I., Wolter, M. I., Krebs, B. & Maier, T. (2021): Arbeit für Daseinsvorsorge und Klimaschutz Impulspapier, Göttingen.
Lehweß-Litzmann, R., Sonnenburg, A., Thobe, I., Wolter, M. I., Krebs, B., Maier, T. & Vogel, B. (2020): Was sind gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen? Eine konzeptionelle Eingrenzung. SOFI Working Paper 2020-20, Göttingen.
Sonnenburg, A., Thobe, I., Krebs, B. & Lehweß-Litzmann, R. (2020): Gesellschaftlich notwendige Dienstleistungen sicherstellen. GWS Kurzmitteilung 2020/03, Osnabrück.