Betroffene Beschäftigte einer Moorrenaturierung

Unsere Zahl des Monats 07/2023

28.06.2023

Die trockengelegten Moore in Deutschland stoßen jährlich so viele Emissionen aus wie der gesamte deutsche Flugverkehr. Seit Jahrhunderten erfolgt die Trockenlegung der Moore, um dem wachsenden Bedarf an Siedlungs- und Landwirtschaftsfläche gerecht zu werden [1]. Die systematische Entwässerung führte zu einer Trockenlegung von circa 95 % der Moorökosystemen, sodass heutzutage nur noch knapp 4 % der Fläche Deutschlands mit klassischem Moor bedeckt ist. Dabei sind die Folgen für Klima- und Naturschutz immens. Im intakten Zustand fungieren die Moore als Kohlenstoffspeicher, im trockengelegten Zustand gelangen die zuvor gespeicherten Treibhausgase jedoch ungehindert in die Atmosphäre. So stoßen die entwässerten Moore in Deutschland ca. 53 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente aus und sind somit für 7 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich [2].   

Im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) hat die Bundesregierung dem Thema Moore eines von zehn Handlungsfeldern gewidmet und strebt eine Wiedervernässung der trockengelegten Moorböden an [3]. Die Folgen einer Wiedervernässung hunderttausender Hektar dürfte – besonders in den moorreichen Regionen – deutlich zu spüren sein. Daher haben wir uns mit den Fragen beschäftigt: Wo sind die Moore? Und wie viele Beschäftigte sind direkt oder indirekt betroffen? 

Die Grafik zeigt – wenig überraschend – großflächige Moorregionen (in rot) in den nördlichen Flächenländern Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Brandenburg und vereinzelt in Baden-Württemberg oder Bayern.

Für die Berechnung der betroffenen Beschäftigten wurden die 33 am stärksten betroffenen Kreise nach CO2-Emissionen durch Moore ausgewählt. Mit dem Ergebnis, dass in den Bereichen der Land- und Forstwirtschaft knapp 73 000 Arbeitsplätze betroffen sind. Diese 33 betroffenen Kreise stellen knapp 21 % der deutschlandweit 350 000 Beschäftigten der Branche. Insgesamt arbeiten in den 33 betroffenen Kreisen knapp 2,1 Mio. Beschäftigte, die zumindest indirekt Folgen einer Wiedervernässung spüren dürften.

Eine Renaturierung der Moore dürfte unter Klima- und Naturschutz-Aspekten nahezu unumgänglich sein. Die damit einhergehenden Herausforderungen sind jedoch komplex – von fehlenden Fachkräften ganz zu schweigen.

Weitere Beiträge der Serie „Zahl des Monats“ finden Sie hier.


[1] Bruisch, K. (2023): Trockenlegung von Mooren: Zerstörung & Gewalt. Heinrich-Böll-Stiftung vom 10. Januar 2023. https://www.boell.de/de/2023/01/10/trockenlegung-von-mooren-eine-lange-geschichte-voller-zerstoerung-und-gewalt, abgerufen am 27.06.2023.

[2] Tiemeyer, B. (2023): Trockengelegte Moore: So viele Emissionen wie der gesamte deutsche Flugverkehr. Heinrich-Böll-Stiftung vom 10. Januar 2023. https://www.boell.de/de/2023/01/10/trockengelegte-moore-so-viele-emissionen-wie-der-gesamte-deutsche-flugverkehr, abgerufen am 27.06.2023.

[3] Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) (2023): Das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) der Bundesregierung in Kürze. https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Naturschutz/ank_kurzfassung_bf.pdf, abgerufen am 27.06.2023.

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