Sportaktivität und Sportkonsum: Eine Frage des Geschlechts? Aktuelle Daten zur Sportwirtschaft, November 2022.

Späing, M., Repenning, S., Meyrahn, F., An der Heiden, I., Ahlert, G. & Preuß, H. (2022): Sportaktivität und Sportkonsum: Eine Frage des Geschlechts? Aktuelle Daten zur Sportwirtschaft, November 2022. 2HMforum. GmbH, GWS mbH, Universität Mainz. Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sowie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), Berlin und Bonn.

Abstract

Im vorliegenden Beitrag aus der Reihe „Aktuelle Daten zur Sportwirtschaft“ wird der Frage nachgegangen, welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten im Sportverhalten von (erwachsenen) Frauen und Männern in Deutschland bestehen. Dabei werden verschiedene Aspekte des Sports beleuchtet, wie unter anderem die generelle Sportpartizipation, die Ausübung verschiedener Sportarten oder das Interesse am (passiven) Verfolgen verschiedener Sportarten. Ein weiterer Fokus liegt auf den mit diesen aktiven und passiven Aktivitäten verbundenen Ausgaben, wiederum differenziert dargestellt nach Geschlecht. Die Ergebnisse beruhen primär auf Erhebungen im Rahmen des Forschungsprojekts „Sportsatellitenkonto Deutschland“, welches von Seiten des Bundesinstituts für Sportwissenschaft sowie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. Weitere Aspekte des Forschungsfeldes „Sport und Geschlecht“ wie u. a. zum organisierten Sport, den Geschlechterverhältnissen im Leistungssport oder in Führungspositionen werden im Rahmen von Exkursen thematisiert, so dass eine breite Abdeckung verschiedener partizipatorischer Gesichtspunkte möglich ist. Die Ergebnisse zeigen einige Gemeinsamkeiten zwischen den Geschlechtern auf, wie beispielsweise eine vergleichbar hohe generelle (85 % bei den Frauen und 89 % bei den Männern) und regelmäßige bzw. wöchentliche (jeweils 54 %) Sportaktivität oder das grundsätzlich hohe (passive) Interesse an Sport mit jeweils ca. 90 % in der jeweiligen Bevölkerungsgruppe. Auch die am häufigsten ausgeübten Sportarten (Radsport, Schwimmen, Laufen/Joggen, Fitness und Wandern) sind bei beiden Geschlechtern gleich, wenn auch in unterschiedlicher Reihenfolge und (eher geringfügig) unterschiedlicher Frequenz. Auch die mit dem Sport verbundenen Konsumausgaben werden aggregiert betrachtet von Frauen (47 %) und Männern (53 %) zu etwa gleichen Teilen getätigt. Sowohl in der Investitionsbereitschaft als auch in der Höhe differenzierende Ausgaben für verschiedene Sportarten und Konsumkategorien demonstrieren dagegen beispielsweise geschlechtsspezifische Präferenzen und Unterschiede. Als unterschiedlich erweisen sich dabei beispielsweise die Ausgaben für den Reitsport, welche bei Frauen deutlich höher ausfallen, oder für Motorsport, für welchen Männer deutlich mehr Geld ausgeben. Auch Ausgaben für Sportinteresse (in erster Linie am Fußball) werden vorrangig von Männern getätigt. Alles in allem ergibt sich jedoch eine vergleichbare geschlechtsspezifische Partizipation im Breitensport. Demgegenüber sind Frauen im Leistungs- und Spitzensport sowie den Führungspositionen des Sports nach wie vor (in unterschiedlichem Ausmaß) unterrepräsentiert. Ganz deutliche Unterschiede zeigen sich dagegen zwischen Personen in verschiedenen Einkommensklassen. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern mit geringerem Einkommen ist die sportliche Inaktivität deutlich ausgeprägter als bei Personen mit mittlerem oder hohem Einkommen – bei den Frauen ist diese Diskrepanz nochmals deutlich ausgeprägter als bei Männern. Auch bei der Betrachtung der Ausübung einzelner Sportarten ergeben sich fast durchgängig niedrigere Aktivitätsquoten bei einkommensschwächeren Personen.