Wenn Zeiten sich wenden – von der Friedensdividende hin zur „Kriegstüchtigkeit“.

Daßler, J., Helmrich, R., Hummel, M., Maier, T., Wolter, M. I. & Zika, G. (2024): Wenn Zeiten sich wenden – von der Friedensdividende hin zur „Kriegstüchtigkeit“. Perspektiven auf den Arbeitsmarkt: Branchen und Berufe. GWS-Kurzmitteilung, QuBe-Essay 1/2024, Osnabrück.

Abstract

Der Umbau der Bundeswehr zielt darauf ab, die „Kriegstüchtigkeit“ oder auch „Verteidigungsfähigkeit“ wiederherzustellen – ein Prozess, der inmitten komplexer, sich überlagernder Herausforderungen stattfindet und insbesondere angesichts der vergangenen „Friedensdividende“ von etwa 1500 Milliarden Euro von 1985 bis 2021 eine immense Aufgabe darstellt. Eine Rückkehr zu den Bedingungen des Kalten Krieges ist aufgrund begrenzter staatlicher und unternehmerischer Ressourcen sowie des heutigen Rekrutierungspotenzials nicht möglich.

Die Bundeswehr ist aus Sicht des Arbeitsmarktes eine hybride Einrichtung: Zum einen wird Personal benötigt und zum anderen auch umfangreich ausgebildet. Damit ist sie eine der wenigen Bildungseinrichtungen des Bundes, die vom Bund direkt adressiert werden kann. Sie kann so auch zur Beseitigung von Fachkräfteengpässen in zivilen Bereichen herangezogen werden.

Angesichts der vielfältigen Berufsbilder der Bundeswehr und der Fachkräfteengpässe im zivilen Arbeitsmarkt sind anhaltende Besetzungsprobleme zu erwarten. Diese Engpässe beeinflussen die Bundeswehr sowohl direkt durch einen Mangel an Soldat:innen als auch indirekt durch einen Mangel an Wartungspersonal. In einem von Arbeitskräfteengpässen geprägten Markt stellt die Konkurrenz mit anderen Arbeitsstätten eine erhebliche Herausforderung für die Stellenbesetzung dar.

Darüber hinaus kann die „Kriegstüchtigkeit“ nicht allein durch die Bundeswehr erreicht werden. Es bedarf einer Verbesserung der „Wertschöpfungsfähigkeiten“ der Volkswirtschaften in Deutschland und Europa, wobei ein effizienter Ressourceneinsatz sowie sichere und faire Handelsabkommen voranzutreiben sind. Verhaltensänderungen nicht nur des Staates, sondern auch der Unternehmen und ebenso der privaten Haushalte können unterstützend wirken. Außerdem sind die Folgen für die Regionen zu beachten. Aufgrund ihrer Dimensionen hinsichtlich der Finanzvolumina und betroffener Arbeitsplätze hat die Wende in der Verteidigung einen ähnlichen Einfluss auf den Arbeitsmarkt wie die Energiewende und bedarf einer ähnlichen Aufmerksamkeit.