Wirtschaft und Flüchtlinge – genaues Hinschauen hilfreich

18.02.2016

„Ökonomen fürchten eher Nachteile durch Asylbewerber“ – so tituliert die Süddeutsche Zeitung ihren Bericht vom 18. Februar 2016 über Umfrageergebnisse der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und des ifo-Institutes. Demnach sieht die „Mehrheit der deutschen Wirtschaftswissenschaftler (…) den gegenwärtigen Zustrom von Flüchtlingen (…) eher kritisch“.

Sicher ist, dass die Abschätzung der ökonomischen Folgen der Flüchtlingsbewegung komplex ist. Einfache Antworten werden dem Thema nicht gerecht. Denn sowohl positive (durch mehr Nachfrage) als auch negative Einflussfaktoren (durch höhere Kosten) der Flüchtlingsbewegung wirken auf die Volkswirtschaft. Entscheidend ist, welcher Effekt dominiert, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Prämissen.

Dabei ist es zentral, wie die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt gelingt. Denn mit dem Zugang zum Arbeitsmarkt steigen die Chancen auf ein eigenes Einkommen und die Konsummöglichkeiten. Gleichzeitig reduziert sich die Notwendigkeit von Transferzahlungen des Staates an den Flüchtling und die Sozialversicherungssysteme werden entlastet.

Da viele Aspekte bezüglich der Ausgestaltung der Integration von Asylsuchenden noch auf der politischen Agenda liegen, erscheinen Aussagen über die ökonomischen Folgen des Flüchtlingszustroms nach Deutschland zum gegenwärtigen Zeitpunkt verfrüht. Bedeutend für die Menschen als auch die Volkswirtschaft ist allerdings, dass möglichst schnell Entscheidungen getroffen und die dazugehörigen Maßnahmen umgesetzt werden. Je länger die Zeitspanne zwischen der Ankunft von Flüchtlingen und ihrer Integration dauert, desto größer ist die Gefahr, dass die positiven Effekte ungenutzt bleiben.

Der Einsatz von Modellrechnungen kann einen wesentlichen Beitrag leisten, um eine aussagekräftige Abschätzung der quantitativen Effekte der Zuwanderung auf die Volkswirtschaft machen zu können. Die Gegenüberstellung von positiven und negativen Effekten, in ihrem Wirkungs- und Zeitverlauf, kann damit mit Hilfe von Szenarioanalysen zusammengeführt werden. Mögliche Ansatzpunkte hierfür sind im GWS Discussion Paper 2015/17 aufgeführt.

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