Handel und Handelsschranken – ein Blick auf Indien und Deutschland
Zahl des Monats 6/2025
Die aktuellen handelspolitischen Herausforderungen – insbesondere in Bezug auf die USA – verstärken den Ruf nach schneller Ratifizierung oder Abschluss von Freihandelsabkommen. In Indien wird wegen der schnellen Wirtschaftsentwicklung Indiens und seiner großen Bevölkerung ein großes Potenzial als zukünftig immer wichtiger werdender Absatzmarkt gesehen. Der Außenhandel zwischen Indien und Deutschland ist aktuell noch als gering einzustufen: Mit 17 Mrd. € an Exporten und 14 Mrd. € an Importen hat Deutschland zwar einen Außenhandelsüberschuss mit Indien, der Exportanteil ist mit 1,1 % allerdings sehr niedrig [1]. Um die möglichen Exportverluste durch die Zollpolitik der USA durch vermehrte Exporte (bspw. nach Indien) nur ansatzweise kompensieren zu können, sind deutliche Zuwächse notwendig.
Eine Möglichkeit, den Handel zwischen Indien und Deutschland zu steigern, liegt in der Verringerung bzw. Abschaffung von tarifären Handelsbarrieren. Je höher die Barrieren, desto eher kann mit einer Abschaffung dergleichen mit deutlich positiven Handelseffekten gerechnet werden. Aus diesem Grund lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Zollsätze, die zwischen Indien und Deutschland bestehen. Hierfür bietet der WITS-Datensatz der Weltbank gute erste Eindrücke [2]. Die Zollsätze sind bereits nach Importvolumen der jeweiligen Handelspartner gewichtet.
Der durchschnittliche Zollsatz gegenüber deutschen Handelswaren liegt in Indien bei 12 % und ist seit 2010 gestiegen. Der reziproke Zollsatz liegt für indische Importgüter bei 5 %, womit die deutschen Exporte rund doppelt so stark bezollt werden wie indische Exportgüter. Große Unterschiede sind auf Produktebene zu identifizieren. Sehr hohe Zölle mit über 50 % werden in Indien auf Nahrungsmittel veranschlagt. Auch Transportgüter – worunter neben Fahrzeugen auch Flugzeuge, Schiffe oder Züge fallen – werden mit durchschnittlich 24 % sehr stark bepreist. Für Maschinen und Elektronikartikel liegt ein Zollsatz von durchschnittlich 8 % vor. Deutschland verlangt über alle Produktgruppen niedrigere Zollsätze als Indien, wobei der Importzoll auf Lebensmittel auch in Deutschland am höchsten ist.
Ein Freihandelsabkommen mit Indien hätte für Deutschland ein hohes Exportpotenzial. Gerade in der exportstarken Produktgruppe – der Transportgruppe – sind aktuell in Indien hohe Importzölle aktiv. Mit deren Reduktion könnten deutliche Kostenvorteile erreicht werden. Der Abbau von Handelsbarrieren dürfte den Eintritt in den indischen Markt zwar erleichtern, allerdings ist er auch kein Selbstläufer. Exportorientierte Unternehmen müssen auch immer den Markt vor Ort kennen, um nachfragespezifische Produkte anbieten zu können.
[1] Statistisches Bundesamt (2024): Aus- und Einfuhr (Außenhandel): Deutschland, Jahre, Länder. GENESIS-Datenbank.
[2] World Bank Group (2025): Integrated Trade Solution (WITS) – Belgium Product Imports from India 2022. https://wits.worldbank.org/CountryProfile/en/Country/BEL/Year/2022/TradeFlow/Import/Partner/IND/Product/all-groups, abgerufen am 30.05.2025.
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