Ausgaben für Energie und Lebensmittel belasten untere Einkommen besonders stark

01.06.2023

Die Inflationsrate in Deutschland liegt auch nach mehr als einem Jahr Krieg in der Ukraine auf einem hohen Niveau. Zwar hat sich der Verbraucherpreisindex nun den zweiten Monat in Folge abgeschwächt, er bleibt jedoch deutlich erhöht und belastet besonders stark die Haushalte mit niedrigem Einkommen.[1] Der Grund dieser „unsozialen Inflation“ wird durch die folgenden beiden Darstellungen veranschaulicht.

In beiden Abbildungen beschreibt der linke Balken die Entwicklung der Haushalte Deutschlands im Durchschnitt. Der mittlere Balken spiegelt die Situation des untersten Dezils nach Haushaltsnettoeinkommen wider, während der rechte Balken das oberste – also das wohlhabendste – Dezil beschreibt. Bereits in der oberen Darstellung sticht im Vergleich der Balken die überproportional hohe Bedeutung des privaten Konsums für das unterste Dezil heraus. Es werden hier über 90% der Einnahmen für den privaten Konsum, also für Nahrungsmittel, Wohnen, Energie, Verkehr und weitere Ausgaben, verwendet. Interessant ist außerdem die negative Ersparnis der Menschen des untersten Dezils. Diese geben also mehr aus als sie einnehmen und es bleibt ihnen keine Möglichkeit zum Sparen.

Um der Bedeutung des privaten Konsums Rechnung zu tragen, fächert die zweite Grafik den privaten Konsum detailliert auf. Schnell fallen die Kostentreiber auf. Neben dem großen Ausgabenblock „Wohnen“ nehmen Nahrungsmittel und Energie einen in etwa doppelt so hohen Anteil des privaten Konsums im ersten Dezil ein als im obersten Dezil. Diese beiden Ausgabenkategorien waren zuletzt besonders dynamische Kostentreiber und belasten daher aktuell besonders in unteren Einkommensklassen.

Am aktuellen Rand sind nun erste Preissenkungen im Bereich Energie und Lebensmittel zu beobachten. So senken bereits erste Energie-Grundversorger ihre Tarife, aber auch der Handel beginnt, erste Preissenkungen an den Kunden weiterzugeben[2][3]. Diese Preisreduktionen dürften besonders die unteren Einkommen entlasten. Ob das untere Dezil ihre Ausgaben letztlich decken kann, bleibt abzuwarten und liegt nicht zuletzt auch an möglichen Anpassungen auf der Einnahmenseite.

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[1] Statistisches Bundesamt (2023): KORREKTUR: Inflationsrate im April 2023 bei +7,2. Pressemitteilung Nr. 179 vom 10. Mai 2023. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/05/PD23_179_611.html

[2] Süddeutsche Zeitung (22.05.2023): Die Preise für Strom und Gas sinken wieder. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/energiepreise-gas-strompreis-grundversorgung-1.5872348?reduced=true

[3] Handelsblatt (25.05.2023): LIDL-CHEF„Verbraucher schauen nicht mehr nur auf den niedrigsten Preis“. https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/lidl-chef-verbraucher-schauen-nicht-mehr-nur-auf-den-niedrigsten-preis-/29163020.html

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