Comeback des Onlinehandels?

Zahl des Monats 1/2025

15.01.2025

Nach mehr als einer Dekade anhaltenden dynamischen Wachstums und zusätzlichen Impulsen im Zuge der Coronapandemie ist das Wachstum des Onlinehandels 2022 zum Erliegen gekommen. Während die Pandemie der Branche Wachstumsraten von über 40 % zum Vorjahresmonat bescherte, verliefen sie nach 2022 erstmals negativ. Dieser Negativtrend hielt zwei Jahre – bis 2024 – an. Nun zeigen aktuelle Zahlen wieder einen deutlichen Aufwärtstrend. Deutet sich also ein Comeback des Onlinehandels mit jährlichen Wachstumsraten von 10 % so wie in den 2010er Jahren an?



 

Einige kürzliche Entwicklungen sprechen dafür. Insbesondere geht der positive Wachstumstrend seit 2024 mit dem rasanten Marktwachstum der chinesischen Billigplattformen Temu und Shein einher. Neben dem Einsatz von KI und Big-Data-Analysen zur Prozessoptimierung werden deren extrem niedrige Preise unter anderem auch dadurch erzielt, dass direkt von Produktionsstätten zu Konsument:innen geliefert wird – ohne zwischengeschaltete Groß- und Einzelhändler und Produktlager. Auch etablierte Onlinehändler könnten zukünftig stärker auf Direktvermarktung setzen und so starke Preisvorteile ggü. stationären Händlern erzielen und Konsument:innen so über den Preis für sich gewinnen. In der Folge wäre ein dynamisches Wachstum möglich.

Demgegenüber steht eine Sättigung des Onlinehandels, die auch auschlaggebend für das sinkende Wachstum nach 2022 war. Die Konsument:innen verlagerten ihren Konsum zurück aus dem Online- in den stationären Handel. Sie schätzen den Service und die Beratung, das Bummeln in der Innenstadt und Spontankäufe. Auch die ständige Verfügbarkeit der Waren in den Geschäften ist ein Pluspunkt, den Direktvermarktung nicht bieten kann. Insbesondere dann nicht, wenn wie bei Temu und Shein erst auf Nachfrage produziert wird. Lieferzeiten von mehreren Wochen oder Monaten sind die Regel. Vor diesem Hintergrund ist es nicht unwahrscheinlich, dass das aktuell starke Wachstum nicht von Dauer ist und ein langanhaltendes dynamisches Wachstum wie in den 2010er Jahren nicht mehr erreicht werden kann.

Über zukünftige Entwicklungen im Onlinehandel kann in diesem Beitrag nur spekuliert werden, entscheidend sind jedoch die Konsumpräferenzen der Verbraucher:innen, da sie zwischen Preisen, Service, Qualität, Warenverfügbarkeit, Auswahl und Lieferzeiten abwägen. Klar ist jedoch auch, dass die weiter voranschreitende Digitalisierung einen Einfluss auf diese Abwägung haben wird und sich die Vermarktungsmöglichkeiten der Onlinehändler weiter verbessern.



Weitere Beiträge der Serie „Zahl des Monats“ finden Sie hier.

Neue Themenreports, aktuelle Entwicklungen oder laufende Projekte – hier erfahren Sie es aus erster Hand