Die US-Wahl 2016 – Zeitenwende für den Freihandel?

08.11.2016

GWS / AM / 08.11.2016

Die Wahl in den USA ist aufgrund ihrer politischen und wirtschaftlichen Bedeutung immer von hoher Relevanz für den Rest der Welt und wird entsprechend eng verfolgt, kommentiert und diskutiert. Wenn also in Alaska am 9. November 2016 um 6 Uhr deutscher Zeit die letzten Wahllokale schließen, wird nicht nur Amerika wissen, wer am 20. Januar 2017 als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika in das Weiße Haus einziehen wird, sondern auch die Weltgemeinschaft wird dann abschätzen können, wie die künftige Innen- und Außenpolitik der USA aussehen wird.

Unabhängig davon, wie die Wahl ausgehen und wer am Ende künftig die Entscheidungen treffen wird – eines wird für beide Präsidentschaftskandidaten stimmen: Die USA werden vermehrt binnenorientierte und protektionistische Züge annehmen. Es scheint gewiss, dass Amerika sich von der seit 70 Jahren währenden Tradition, die Regeln der Weltwirtschaft prägend mitzubestimmen, zurückziehen wird. Oder, wie der Guardian im Vorfeld der Wahl beiden Kandidaten attestierte: „The next president of the United States is rethinking free trade“ (The Guardian, 20.08.2016).

Was aber bedeutet das – ökonomisch gesehen –, wenn sich die USA aus dem Welthandel zurückzieht? Zunächst ist festzustellen, dass die USA einen negativen Außenhandelssaldo aufweisen – also grundsätzlich mehr Waren und Dienstleistungen importieren als exportieren. In Bezug auf die protektionistischen Tendenzen in den USA bedeutet dies zweierlei: Zum einen schottet sich ein wichtiger Markt für Exportgüter ab, was sich ungünstig auf exportorientierte Länder wie Deutschland auswirken wird und zum anderen ist die Exportlücke, die Amerika durch seinen Rückzug aus dem Welthandel hinterlässt, klein und kann somit kaum als Kompensationslücke für entgangene Exporte in die USA dienen. Der Saldoeffekt für die Weltwirtschaft insgesamt, aber insbesondere für Volkswirtschaften mit hohem Exportvolumen wie Deutschland, dürfte also mit hoher Wahrscheinlichkeit negativ ausfallen. Dies wird auch dadurch unterfüttert, dass die USA besonders im Bereich Computer, Elektronik und optische Produkte exportstark sind; ein Bereich den bspw. Deutschland kaum füllen könnte.

Es bleibt also festzuhalten, dass mit dem 45. Präsidenten höchstwahrscheinlich eine Zeitenwende in der Freihandelspolitik eintreten wird, die besonders für exportorientierte Nationen wie Deutschland, die zudem eine enge Handelsbeziehung mit den USA aufweisen, signifikante und tendenziell eher negative ökonomische Konsequenzen haben dürfte.

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